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»Sich orientieren ist nicht eine Gabe, ein Vermögen,
das man hat oder nicht. Es ist eine Voraussetzung,
überhaupt existieren zu können. Die Ansprache
auf jede Art von Umfeld ist Teil unserer Existenz.
Mit jeweiliger Ortsbestimmung leben ist die
Voraussetzung unserer Freiheit, unseres Selbst-
bewusstseins. Zu wissen, wo ich bin, wo ich mich
befinde, ist die Voraussetzung dafür, wohin ich
mich zu bewegen habe, so oder so.«

So beschreibt Otl Aicher in »Gehen in der Wüste«
sehr schön das Verhältnis von Orientierung und
Identität und wirft ein Licht auf die Dimensionen,
die in diesem Thema stecken.

»oriens« aus dem Lateinischen bedeutet
»das Land, das in Richtung der aufgehenden
Sonne liegt«. Bis spät ins Mittelalter hinein
wurden die Karten der Seefahrer nach Osten,
nach dem Orient, ausgerichtet. Man orientierte
sich am Osten. »Ex oriente Lux«. Aus dem Osten
kommt das Licht.

Sich orientieren können, heißt autonom, frei
handeln zu können, Wege und Ziele zu wählen.
Von daher ist die Verwendung des Verbs
im Begriff Orientierungssystem sympathischer
als der Begriff Leitsystem, der schnell etwas
dirigistisches, bestimmendes hat, unfrei macht.